Die Akademie lädt an sechs Abenden zu einer interdisziplinären Vortragsreihe ein, in der von international ausgewiesenen Spezialisten eine »Vermessung des Raums« durchgeführt werden soll – vom Klangraum der Musik und den poetischen Räumen der Literatur über den »leeren Raum« des Theaters und den Fiktionsraum des Films bis zum spezifischen Raum der bildenden Künste und dem Realraum der Architektur.
Der Raum des literarischen Textes ist uns nicht unmittelbar sinnlich vorgegeben, sondern nur mittelbar, durch Sequenzen von Buchstaben, Worten, Sätzen. Wir erzeugen ihn kraft unseres Vorstellungsvermögens in uns selbst. Vor allem zwei Verfahrensweisen der literarischen Raumerzeugung lassen sich unterscheiden: die Benennung und Verknüpfung von raumerfüllenden Objekten und eine Perspektivierung der Verhältnisse im Raum, die an ein wahrnehmendes Subjekt gebunden ist. Beide Verfahren mischen und ergänzen sich in jedem individuellen Text in charakteristischer Weise und fordern den Leser zu den entsprechenden Aktivitäten auf. Vor allem dem zweiten der beiden Verfahren soll unsere Aufmerksamkeit gelten. D. K.
Dietrich Krusche, geboren 1935 in Rypin/Polen, war Lehrer am Wilhelmsgymnasium München und Lektor für Deutsch an der University of Ceylon sowie an der Universität von Okayama in Japan. Von 1981 bis 1997 war er Professor für interkulturelle Hermeneutik an der Universität München. Dietrich Krusche veröffentlichte neben Schriften zur Literaturwissenschaft zahlreiche Romane, Erzählungen und Gedichte. Seit 1995 ist er Mitglied der Akademie. Dietrich Krusche lebt in Südfrankreich.