Die Geschichte der europäischen Skulptur war – seit der Antike und bis ins 19. Jahrhundert – durch die Aufrichtung von (menschlichen) Figuren dominiert. Das Standbild (»Statua«) repräsentiert den bevorzugten Prototyp. Mit der Abstraktion davon erweiterten sich die bildnerischen Möglichkeiten, auf der Basis einer Überprüfung der eigenen Arbeitsgrundlagen. An die Stelle der Leitlinie der Figur tritt das Thema Raum. Aber wie ließ er sich – das »leere Zwischen« – gestalten? Jenseits gängiger Raummodelle entdeckten die Künstler ganz neue Möglichkeiten, den damit verbundenen Erfahrungen anschauliche Plausibilität zu verschaffen. Diese »Topologie« erweiterte sich über Skulptur und Plastik hinaus auf ganz neue Bereiche wie Objekt, Bildding, die zeitliche Markierung von Räumen (Performance) oder die Installation. Eigentümlich ist ihre Befähigung, Räume nicht nur einzunehmen, sondern auf mehrfache Weise Raum zu geben. – Diskutiert werden Fälle räumlicher Logik an ausgewählten Werken. G. Boehm
Gottfried Boehm lehrt Neuere Kunstgeschichte an der Universität Basel. Er war Fellow des Wissenschaftskollegs Berlin, Direktor des Nationalen Forschungsschwerpunktes Bildkritik. Seit 2006 korrespondierendes Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften; seit 2010 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. Veröffentlichungen u. a. zur Kunst der frühen Neuzeit und der Moderne, über Bild und Bildbeschreibung.