Die Fünfziger Jahre waren das Jahrzehnt der großen Filmdramen in einer unverwechselbaren Aufbruchssituation, der Abkehr von der unmittelbar geschilderten Realität zu einer neuen Sicht auf die Wirklichkeit. Henri-Georges Clouzot drehte Lohn der Angst 1953. Das Drehbuch entstand nach dem gleichnamigen Roman von Georges Arnaud, der 1945 Erfahrungen als Lastwagenfahrer in Venezuela sammelte. Der erste Akt spielt in einem gottvergessenen Nest in Venezuela. Hier warten Menschen in einer Atmosphäre der Trost- und Hoffnungslosigkeit auf eine Chance des Entkommens. Ein Gang wird zu einer Art Schleuse, der vier aus Langeweile und Ödnis zur Handlung führt. Vier Männer versuchen den Absprung. Vier Männer – vier großartige Schauspieler: der junge Yves Montand, der alte Charles Vanel, der geheimnisvolle, undurchschaubare Peter van Eyck, der offene Charakter des Italieners Folco Lulli. Was mit Bild und Ton, mit Hell-Dunkel, mit Tag und Nacht, mit erbarmungslos grellem Licht und schrägen Schattengittern geschieht, gesetzt gegen die Weite einer unwirtlichen Landschaft, ist bildhafter Ausdruck der existentiellen Situation der Protagonisten, ohne daß der Film auch nur eine Minute zur Parabel wird, zur Parabel über die Vergeblichkeit. Kein Lehrstück zu Sisyphus. Nein, der Film ist Drama und als Film ein Thriller. Heino Naujoks