Es hieß, auf der Strandpromenade sei ein neuer Kurgast aufgetaucht – eine Dame mit einem Hündchen. Dmitri Dmitritsch Gurow, der bereits die zweite Woche in Jalta weilte und sich schon eingelebt hatte, begann sich ebenfalls für Neuankömmlinge zu interessieren.
So beginnt eine der berühmtesten Liebesgeschichten der Weltliteratur. Und so endet sie: Beide begriffen sehr gut, daß es bis zum Ende noch sehr, sehr weit war und die größten Schwierigkeiten und Komplikationen noch vor ihnen lagen.
Zum 100. Geburtstag des Dichters Anton Tschechow im Jahre 1960 hat der sowjetische Starregisseur Iosif Cheifits (1905–1995) die Erzählung fürs Kino adaptiert, indem er Tschechows Lakonie in stille, sorgfältig komponierte Bilder mit langen Einstellungen und kargen Dialogen übersetzte. Die Strenge wird aber durch eine schwelgerische Musik und das gefühlvolle Spiel der Hauptdarsteller unterlaufen – als hätte Cheifits den Nimbus des unbestechlichen Tschechow genutzt, um sich den Zwängen des Sozialistischen Realismus zu entziehen. Es gibt keine optimistische Botschaft, den Film beherrscht eine fast wollüstige Melancholie. Petra Morsbach