Der Pojaz ist ein stiller Klassiker. 1905 erschienen, wurde er mehrmals fast vergessen und freudig wiederentdeckt. Nur wenige kennen ihn, doch für viele, die ihn kennen, ist er einer der schönsten Romane deutscher Sprache.
Auch seine Geschichte enthält Rätsel. Er ist das bedeutendste Werk des Reiseschriftstellers Karl Emil Franzos, wurde aber erst posthum veröffentlicht. Karl Emil Franzos (1847-1904) war ein erfolgreicher Literat, Chefredakteur einer renommierten Literaturzeitschrift, verdienstvoller Herausgeber der ersten Werkausgabe des damals seinerseits fast vergessenen Georg Büchner. Warum hat er den Pojaz, sein Meisterwerk, in der Schublade behalten?
Es gibt viele Rätsel um dieses Buch. Einige davon wollen wir lösen. Und natürlich werden wir aus dem Buch selbst vortragen. Der Pojaz ist vor allem ein poetisches Werk: beseelt, komisch, opulent, mit saftigen Charakteren und herrlichen Dialogen. Er steckt voller Widersprüche und greift, wie jedes gute Kunstwerk, über sein Thema hinaus. Er verwandelt das Schicksal eines Traums in eine Apotheose des Traums, so, wie nur die Kunst das kann: als Ausdruck des unwiderstehlichen Lebens. Petra Morsbach