Für nicht wenige Filmenthusiasten ist der russische Regisseur Andrej Tarkowskij eine der zentralen schöpferischen Gestalten der Filmgeschichte des 20. Jahrhunderts. Er mußte sich gegen eminente Schwierikeiten in seiner Heimat durchsetzen, bevor er mit Filmen wie Andrej Rubljow (1966) und Soljaris (1972) auch im Westen so bekannt wurde, daß er größere Freiheiten zugestanden bekam. Nach einer Erzählung der Brüder Arkadi und Boris Strugatzkij drehte Tarkowskij seinen Film Stalker, der den Science-Fiction-Charakter der Vorlage weit hinter sich läßt. In einem durch die industrielle Zivilisation weitgehend verwüsteten Gebiet ist durch ein unerklärliches Ereignis eine »Zone« entstanden, die dem menschlichen Zugriff erheblichen, ja aggressiven Widerstand leistet. Ein »Stalker«, eine Art Pfadfinder, erbietet sich, einen Schriftsteller und einen Wissenschaftler in diese geheimnisvolle Zone zu bringen, deren Betreten streng verboten ist. Der Film erzählt nicht mehr und nicht weniger als diese Reise ins Zentrum des Unerklärlichen und er tut dies mit Bildern, Tönen und Stimmungen, die Tarkowskijs verzweifelte Hoffnung auf eine Abkehr der Menschheit von ihrem selbstzerstörerischen Weg deutlich machen. Stalker ist inzwischen als eines der größten Meisterwerke der Filmgeschichte anerkannt. Jens Malte Fischer