Otar Iosseliani, geboren 1934 in Tiflis, studierte in Moskau Musik, Mathematik und Film. Sein erster Spielfilm Aprili wurde in Rußland wegen »exzessivem Formalismus« verboten. Er ging daraufhin zur Marine, produzierte aber bald wieder Filme wie Weinernte über Weinpanscherei, der 1966 den FIPRESCI-Preis in Cannes gewann. Doch Moskau verbot alles Weitere. Als in Georgien Lebender scherte er sich nicht darum, entwickelte seinen eigenen Stil mit sprechender Bildtechnik, wenig Dialogen, und die Filme kursierten unter Systemgegnern. Nach dem Berlin-Erfolg mit Sommer auf dem Dorf suchte er Freiheit und emigrierte nach Paris.
In Jagd auf Schmetterlinge geht es, wie meist bei Iosseliani, mit Humor um den Untergang alter Kulturen, hier auf einem französischen Schloß. Die Cousine der alten Besitzerin, gespielt von der Lieblingsdarstellerin Narda Blanchet, liebevoll vom Regisseur durch Fährnisse und Grotesken geführt, kümmert sich als Anglerin, Posaunistin, Organistin und Seele des Dorfes um alles, ohne die Ruhe zu verlieren. Das ist umwerfend komisch gestaltet, läßt jedoch Anachronismen und Melancholie durchscheinen, ohne den Alltag zu stören. Wie bei Iosseliani üblich raucht man, trinkt und tut halt, was so zu tun ist. Barbara von Wulffen