Robert Bresson gehört zu meinen Film-Heiligen. Für Tagebuch eines Landpfarrers habe ich mich entschieden, weil in ihm Stil und Stoff so vollkommen kongruent sind: es gibt keine Intrige, keine Psychologie, kein Dramatisieren, kein Poetisieren, alles ist streng einer inneren Bewegung unterworfen und immer bleibt Bresson dabei so nah wie kein anderer Regisseur an der Schrift (in diesem Fall dem Roman von Georges Bernanos). Auch zeigt sich hier, daß Bressons Katholizismus nicht reaktionär, sondern radikal ist (im Sinne Pascals): Bressons armer, dem Alkohol verfallener Landpfarrer erfährt Simone Weils Einsicht, wonach »Gott in der Welt nicht anders anwesend sein kann als in der Form der Abwesenheit«, als alltägliche Heimsuchung durch den Zweifel und die Verzweiflung. Und warum ist sein letztes Wort dann »Gnade«? Peter Hamm