Die Schriften und Denkfiguren von Benjamin erleben derzeit eine neue internationale Renaissance. In der kaum noch zu überblickenden Auseinandersetzung mit Benjamin finden sich auch zahlreiche Arbeiten zu seiner Kunstphilosophie, einige auch zu Photographie und Film. Jedoch sind (mit Ausnahme der zwei Ikonen der Benjamin-Rezeption, Dürers Melencolia und Klees Angelus Novus) die vielen Gemälde und Werke der Kunstgeschichte, die in seinen Schriften und Briefen begegnen – von der Wiener Genesis über Giotto, Grünewald, von Marées, Guy, Courbet bis hin zu seinen Zeitgenossen – bisher weitgehend unbeachtet geblieben. Dennoch bildet die Auseinandersetzung mit visuellen Bildern die Voraussetzung für Benjamins eigenwillige Erkenntnistheorie und für sein Bilddenken. Der Vortrag verfolgt die Spuren von seinen Bildbetrachtungen zu seinen Sprachbildern. Sigrid Weigel
Sigrid Weigel ist Direktorin des Zentrums für Literatur- und Kulturforschung, Berlin. Gastprofessuren u. a. in Princeton, Stanford, Berkeley. Veröffentlichungen u. a. über Heine, Freud, Warburg, Arendt, Bachmann, S.Taubes, Säkularisierung, Märtyrer, Gedächtnis, Genealogie, Wissensgeschichte. 2008 erschien ihr zweites Benjamin-Buch: Walter Benjamin. Die Kreatur, das Heilige, die Bilder.