»Ich will den Boden küssen,
Durchdringen Eis und Schnee
Mit meinen heißen Tränen,
Bis ich die Erde seh«
Winterreise. Ein Zyklus von Liedern von Wilhelm Müller.
Fritz Lehner zeigt in seiner legendären TV-Trilogie Mit meinen heißen Tränen in atmosphärisch dichten Bildern Reminiszenzen an Franz Schubert. Dabei verzichtet Lehner auf alle bekannten Klischees und konfrontiert den Zuseher mit einem vereinsamten, von Krankheit und Selbstekel gezeichneten jungen Mann, der ein genialer Musiker, aber für das irdische Leben nicht sonderlich gut gerüstet war. Der Liedersänger Schubert war kein »Musensohn in der Gartenlaube« – Fritz Lehner hat ihn endgültig aus dem Poesiealbum der Musikgeschichte befreit. Mit großem Atem und langen Einstellungen rekonstruiert er eine persönliche Katastrophe. Wie opulent sein Kameramann Gernot Roll Kutschfahrten und Kahnpartien, Feuerwerke und Sonnenuntergänge auch immer arrangierte, die biedermeierliche Idylle wirkt morbide. Lehner schuf ein Fernsehereignis, welches es in dieser Form in Zukunft wohl nicht mehr geben wird.
Der Schauspieler Udo Samel erhielt für seine Darstellung des genialen Komponisten den Adolf-Grimme-Preis in Gold.