Dietrich Fischer-Dieskau – sein Name steht für den wohl universalsten Sänger in der Geschichte der deutschen Musik und eine der großen Musikerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts – ist am 18. Mai 2012 in Berg am Starnberger See verstorben. 1978 wurde erordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Die zahlreichen Veranstaltungen mit ihm zeigen, wie viel ihm diese Akademie stets bedeutet hat. Mehr als ein halbes Jahrhundert – mit der Winterreise in einem Kino fing es an – war er dem Münchner Musikleben aufs innigste verbunden. Kaum ein Musiker hat wie er die Musikgeschichte dieser Stadt über Jahrzehnte mitgeschrieben. Seine zahllosen Liederabende, seine Auftritte mit allen prominenten Münchner Orchestern, bei der musica viva und im Bach-Ensemble von Karl Richter, sein Engagement für die zeitgenössische Musik – allein die Liste der Komponisten, deren Werke Fischer-Dieskau uraufgeführt hat, bietet ein repräsentatives Stück Musikgeschichte in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts – sind ebenso unvergessen wie die Sternstunden mit ihm in der Bayerischen Staatsoper. Wer ihn dort in seinen zahlreichen Rollen gesehen und gehört hat – ob als Figaro-Graf oder Minister im Fidelio, Vater Germont oder Hans Sachs, Falstaff oder Gianni Schicchi, Barak, Cardillac oder Lear –, verliert das nie mehr aus dem Gedächtnis. Im Silvester-Konzert der Bayerischen Staatsoper 1992 beendete er hier auch seine Sängerlaufbahn mit der Schlußszene von Verdis Falstaff: »Tutto nel mondo è burla«.
Die Bayerische Staatsoper und die Akademie möchten mit dieser Gedenkveranstaltung seinen epochalen Rang noch einmal in Erinnerung rufen. Dieter Borchmeyer