Julian Rosefeldt, geb. 1965 in München, gehört zu den international viel beachteten Vertretern eines opulent inszenierten Kunstfilms, der nicht im Kino, sondern in Museen zeitgenössischer Kunst zu Hause ist. Erstmals sind nun in München seine jüngsten Filminstallationen zu sehen, die deutsche und amerikanische Mythen thematisieren und das Kino als Illusions- und Mythenmaschine feiern.
Die 4-Kanal-Filminstallation The Shift (2008), inszeniert im Stil eines Science-Fiction-Films, zeigt eine postindustrielle Welt, in der ein einsamer Nachtwächter in einem System technischer Räume verschiedene sinnlose Kontrollgänge ausführt. Rosefeldt zieht hier eine Parallele zur Gegenwart, in der die Technik in ihrer Komplexität vom einzelnen Menschen – gefangen im Hamsterrad absurder Arbeitsrituale – nicht mehr verstanden werden kann. The Shift – im Auftrag der Berliner Schaubühne als bildkünstlerischer Prolog zu einer Inszenierung Thomas Ostermeiers geschaffen – ist auch eine Auseinandersetzung des Künstlers mit der Frage, inwieweit im Kino produzierte Mythen Einfluß auf die Gestaltung unserer Umwelt und unsere Alltagsrituale haben.
Auch die bildgewaltige 5-Kanal-Installation American Night (2009) widmet sich Kinomythen und ihrem Nachhall in Gesellschaft und Politik der Gegenwart. American Night, koproduziert von der Bienalde Canarias und dem Kunstmuseum Bonn, ist eine Hommage an den Westernfilm und schließt dort tradierte Werte mit der aktuellen Außenpolitik und dem kulturellen Selbstverständnis der USA kurz.
Meine Heimat ist ein düsteres, wolkenverhangenes Land (2011) wurde koproduziert vom Jüdischen Museum Berlin. Die 4-Kanal-Filminstallation thematisiert die literarisch und künstlerisch vielfach bezeugte Liebe der Deutschen zum Wald und hinterfragt in einem hypnotisierenden Bilderreigen voller Komik, wie sich diese im Waldmythos begründete Naturliebe bis in die jüngste Zeit politisch und gesellschaftlich manifestiert.