»Wahrheit, die Freude bereitet und mit Trauer verbunden ist« – das bezeichnete Hartmann 1955 als eines seiner Hauptziele. Es war ein Motto für sein gesamtes Werk. Er begann im Umkreis der Münchner alternativen Szene der 1920er, in Zusammenarbeit mit der Künstlergruppe Die Juryfreien. Seit der Machtübernahme der Nazis 1933 wurde ihm sein Komponieren zu »Bekenntnis« und »Gegenaktion«. Seine musikalische Sprache war Teil eines künstlerisch-geistigen Widerstands. Mit seinem Engagement gegen die Unterdrückung der Menschen wie gegen die Bedrohung der Menschenwürde und für eine umfassende Befreiung ging Hartmann von Anfang an über nur technische Avantgarde und modische Moderne hinaus. Auch wenn er nicht der »letzte Symphoniker« war, so lag doch ein Schwerpunkt seines Schaffens eben auf groß angelegten symphonischen Werken. Sie sind dunkel leuchtende Klanggestalten dessen, was einer seiner Freunde, Luigi Nono, die »Ausbreitung eines verschiedenartig tragischen Gesanges auf der Suche nach einer wirklichen Perspektive« nannte. Der Vortrag stellt einige dieser Werke vor. Hanns-Werner Heister
Hanns-Werner Heister
Humanität, Freiheit, Gleichheit. Karl Amadeus Hartmanns engagierte symphonische Musik
Vortrag mit Klang- und Notenbeispielen
Karl Amadeus Hartmann (1905–1963)
Sonate 27. April 1945 für Klavier (1945)
I. Bewegt
II. Presto assai (Scherzo)
III. Marcia funebre (Lento)
IV. Erste Fassung: Allegro risoluto
IV. Zweite Fassung: Allegro furioso (stürmisch, leidenschaftlich)
Siegfried Mauser, Klavier