Wenn ich sage, daß meine Collagen einzigartig sind, so spreche ich selbstverständlich nicht von ihrer künstlerischen Qualität, sondern ich demonstriere die Erweiterung des Begriffes Collage. Ich spreche von den Sonderheiten meiner Materialwahl, meines Arbeitsprozesses und der damit verbundenen intendierten Bildwirkung. Ich verwende weder Teile von Kupferstichen aus früheren Dekaden, wie Max Ernst und Peter Weiss es taten, noch dienen mir die inkongruenten Abfallstücke, wie sie bei Kurt Schwitters zu Poesie wurden. Auch arbeite ich nicht mit selbsteingefärbten Streifen wie Italo Valenti oder gar mit proklamatorischen Elementen, wie Hanna Höch oder John Hartfield es taten. Meine Arbeit hat auch weder ein ästhetisches noch ein thematisches Generalprogramm. Ich will auch »nichts damit sagen«, außer natürlich mit dem einzelnen Bild die Assoziationslust des Betrachters in jene Bahnen lenken, die ich selbst eingeschlagen habe …
W . Hildesheimer: Die Ästhetik der Collage, 1984