Filmvorführungen:
Georges Méliés
Le Voyage Dans La Lune, Frankreich 1902, s/w, 14 Min.
Steffen Wick, Klavier
Simon Detel, Elektronik
Détresse et Charité, Frankreich 1904, s/w, 10 Min.
Henschel Quartett
Le Royaume des Fées, USA 1903, col., 16 Min.
Henschel Quartett
Steffen Wick, Klavier
Simon Detel, Elektronik
Georges Mélies (1861–1938) war ein französischer Magier, Illusionist und der Vater des narrativen Films. Über 500 Stummfilme drehte der visionäre Geschichtenerzähler, darunter seinen wohl berühmtesten Le Voyage Dans La Lune (Die Reise zum Mond), der als erster Science-Fiction-Film überhaupt mit teils atemberaubenden Effekten realisiert wurde. Der zweite, eher melancholisch-nachdenkliche Film Détresse et Charité zeigt neben dem aufwendig kolorierten Le Royaume des Fées die Bandbreite von Méliés' phantastischem Filmschaffen.
Als Komponist hat mich an der Auseinandersetzung mit diesen Kurzfilmen vor allem interessiert, den überbordenden Bild- und Gedankenwelten meine musikalische Interpretation gegenüberzustellen und das Bildgeschehen mit einer zugleich zeitgenössischen und poetischen Klangsprache anzureichern.
Méliés' Schaffen wirkt bis heute und mit seinem fünffach Oscar-prämierten Hugo Cabret hat Martin Scorsese dem Kinovisionär 2011 ein Denkmal gesetzt. Hieraus werden wir im anschließenden Podiumsgespräch Ausschnitte sehen sowie einen Einblick in magische Zauberkunst erhalten. Steffen Wick
Podiumsgespräch: Steffen Wick, Moritz Eggert
Musik und Film: Geschwister der Zeit
Unter diesem Titel veranstaltet die Abteilung Film- und Medienkunst gemeinsam mit der Musikabteilung ab dem Jahr 2013 eine Reihe von Filmabenden, Vorträgen und Uraufführungen, die sich mit der wechselseitigen Faszination der beiden Künste befassen. In der Frühzeit der Filmgeschichte gehörte Live-Musik zu jedem Filmabend, und schon früh wurde entdeckt, daß die beiden Künste, das Kino und die Musik, derart innige Verbindungen eingehen können, daß eine dritte Wahrnehmungsebene erreicht wird.
Filmbilder verändern ihren Ausdruck durch Musik, Musik ändert ihren Gestus durch Film. Beides geschieht auf geheimnisvolle Weise, die weder von den Filmemachern noch von den Komponisten je ganz begriffen worden ist. Vielleicht ist die Verbindung so erfolgreich, weil beide Künste Zeitkünste sind, d. h. daß sowohl der Film als auch die Musik sich in einer genau definierten Zeit ereignen und daß sie diese Zeit, die Zeit der Zuschauer oder Hörer, strukturieren. Analog zur Musik kennt der Film die Zeitparameter wie Rhythmus, Tempo, Melodik, Themen und ihre Variationen, Mehrstimmigkeit, Zeitumkehrungen. Musik und Film sind Geschwister in der Zeit. Bemerkenswert ist zudem, daß die Ästhetik der klassischen Filmmusik aus bestimmten entwicklungsgeschichtlichen Impulsen der traditionellen Kompositionsgeschichte des 19. Jahrhunderts hervorgegangen ist.
Die Visualisierungs- und Versprachlichungsstrategien der Kunst Richard Wagners – eines Jubilars im Jahr 2013 – führen unmittelbar zu Vaterfiguren der Filmmusikgeschichte wie Erich Wolfgang Korngold und Max Steiner. Wir wollen zeigen, wie große Filmemacher mit Musik gearbeitet haben, wie Komponisten zur Filmmusik fanden, wir wollen Versuche vorführen, Filme und Filmmusik zu analysieren und schließlich mit jungen Komponisten Vertonungen von Filmklassikern zur Live-Uraufführung bringen. Den Anfang machen die beiden Abende am 10. und 16. April. Die beiden jungen Komponisten Masha Khotimski und Steffen Wick haben sich Stummfilm-Klassiker ausgesucht, zu denen sie im Auftrag der Bayerischen Akademie der Schönen Künste neue Musiken komponiert haben. E. Reitz / S. Mauser