Filmvorführung:
Alexander Granach. Da geht ein Mensch
Deutschland, 105 Min.
In Anwesenheit der Regisseurin Angelika Wittlich
Rings um uns erhoben sich die Leiber aus dem Stein, zusammengedrängt zu Gruppen, ineinander verschlungen oder zu Fragmenten zersprengt, mit einem Torso, einem aufgestützten Arm, einer geborstenen Hüfte, einem verschorften Brocken, ihre Gestalt andeutend, immer in den Gebärden des Kampfs, ausweichend, zurückschellend, angreifend, sich deckend, hochgestreckt oder gekrümmt, hier und da ausgelöscht, doch noch mit einem freistehenden vorgestemmten Fuß, einem gedrehten Rücken, der Kontur einer Wade eingespannt in eine einzige gemeinsame Bewegung. Ein riesiges Ringen, auftauchend aus der grauen Wand, sich erinnernd an seine Vollendung, zurücksinkend zur Formlosigkeit. Peter Weiss
Stefan Hunstein liest Texte von Peter Weiss
Alexander Granach an Lotte Lieven, 16.7.1941:
Mein Liebes, ich betrachte mein Leben seit 1933 als eine Wartezeit. Brecht sagte gestern – ich will hier gar nichts, ich will nur „überwintern”. Ich finde diese Einstellung schön, laßt uns überwintern. Auch nach einer Nazi-Nacht muß Tag werden. Auch nach dieser Winter-Welt muß einmal doch der Frühling kommen. Wehe denen, die nicht mehr die Kraft haben, daran zu glauben.