In den Augen seines jüngeren Komponistenkollegen und Bewunderers Hans Werner Henze war Benjamin Britten »ein Mann der Praxis, ein moderner Musiker, Inspirator und Gründer«. Pointierter läßt sich die vielfältige Bedeutung Brittens wohl kaum fassen. Geboren 1913 an der britischen Ostküste verbrachte Britten hier den größten Teil seines Lebens. Viele Werke schrieb er explizit für Aufführungen in dieser Gegend. 1948 gründete er mit seinem Lebensgefährten, dem Tenor Peter Pears, und dem Regisseur und Librettisten Eric Crozier das Aldeburgh Festival, bei dem seine eigene Musik, Gegenwartsmusik aus Europa und Amerika und die ihm liebsten Werke aus der Vergan genheit gespielt wurden. Alles an Brittens Stil – der bewußte Provinzialismus, die tonale Orientierung, die Vorliebe für klassische Formen – widerstrebte je doch dem Zeitgeist der Nachkriegsära. Die Avantgardisten belegten ihn mit Verachtung. Darüber hinaus widersprach vieles an ihm den gesellschaftlichen Normen zur Zeit des Kalten Krieges: sein Pazifismus, seine linke politische Haltung, seine Homosexualität. Dennoch wurde er im eigenen Land schließlich zu einer Respektsperson und verehrt als einer der wichtigsten britischen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Und heute? Wird Brittens Teilhabe an der Moderne immer noch hinterfragt? Eröffnet sich mittlerweile ein an deres, ein zu revidierendes Bild dieser Persönlichkeit? Thema Musik Live fragt anläßlich seines 100. Geburtstages nach.
Podiumsgespräch:
Simon Halsey (Chorleiter)
Sir Peter Jonas (Kulturmanager/Opernintendant)
Kristiina Poska (Dirigentin)
Martin Zenck (Musikwissenschaftler)
Musik von Benjamin Britten:
Tara Erraught, Mezzosopran
Henning Ruhe, Klavier
Mitglieder des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks
Live-Übertragung auf BR-KLASSIK und hr2-kultur, Aufzeichnung durch BR-alpha