Diesen provokanten Titel gab Wolfgang Hildesheimer einer Rede, die er 1986 in der Klosterkirche Königsfelden (Aargau) im Zusammenhang mit einer Aufführung von Mozarts Requiem hielt. Die Rede Hildesheimers war ein eindringlicher Warnruf gegen die skrupellosen Schänder, die Verseucher der Ebenen, Verplaner der Gebirge, Verunreiniger der Gewässer, Verpester der Sphären. Hildesheimer forderte: Domine, ne donaveris eis pacem … Herr, gib Ihnen die ewige Ruhe nicht! Denn sie haben diese Gnade nicht verdient. Sie haben die Zukunft ihrer Nachkommen auf dem Gewissen. Sie sind dabei, Deine Schöpfung systematisch zu ruinieren …
In seiner Mozart Biographie, 1. Auflage 1977, bekennt sich Hildesheimer zu seiner niemals nachlassenden aktiven Verehrung Mozarts. Bereits zum Mozartjahr 1956 hatte Wolfgang Hildesheimer einen Vortrag über Mozart geschrieben, aus dessen erweiterter Fassung die bekannte (mitunter umstrittene) Biographie entstanden ist. Im Vorwort zur vierten Auflage schreibt Hildesheimer: Dieses ist nicht zuletzt ein Buch des Widerspruchs, eine Antwort auf Herausforderung, Versuch einer Wiederherstellung, der Reinigung eines im Lauf der Jahrhunderte mehrfach übermalten Frescos. Der Restaurateur geht nicht systematisch vor, sondern hilft immer dort stückweise nach, wo ein Blatt früherer Schichten sich zu lösen beginnt.
Im Gespräch Zeugen des Jahrhunderts, das 1989 mit Wolfgang Hildesheimer geführt wurde und das unter dem, für einen Schriftsteller nicht minder provokanten Titel: Ich werde nun schweigen erschienen ist, sagte Hildesheimer: Mein »Mozart« ist ein Buch einer absoluten Überzeugung, womit ich natürlich nicht behaupten kann, daß alles stimmt. … Ich habe Mozart eben so dargestellt, wie ich ihn mir vorstelle, nicht anders …
Gert Heidenreich und Michael Krüger lesen aus Hildesheimers Mozart und aus Ich werde nun schweigen.