Zwischen Alfred Andersch (1914-1980), dessen hundertsten Geburtstag wir in diesen Tagen feiern, und Max Frisch (1911-1991), dem erfolgreichen Autor, bestand eine prekäre Freundschaft. Man sah sich, hatte gemeinsame Freunde, gelegentlich auch gemeinsame Interessen, aber zu einer wirklichen Herzlichkeit ist es niemals gekommen. Die Angelegenheit wurde noch prekärer, als Max und Marianne Frisch beschlossen, ein Haus in Berzona, im Valle Onsernone, im Tessin zu kaufen, in dem Dörfchen, in dem die Anderschs seit einigen Jahren lebten und arbeiteten. Und als Max Frisch dem schwierigen Freund vor dem Druck eine Seite aus dem Tagebuch mit einem, nach Anderschs Vorstellung, unvorteilhaften Porträt schickte, kam es zum Bruch, der über die Jahre nur schlecht verheilte. M. K.
Gert Heidenreich und Michael Krüger lesen aus dem Briefwechsel, der dieser Tage erscheinen wird: ein Stück Literaturgeschichte der Gegenwart, geschrieben von zwei großen und bis heute anregenden Autoren unserer Zeit.