Les Enfants du Paradis / Kinder des Olymp (1945):
Der Titel verwies im Französischen wie im Deutschen (nach der Gewohnheit des neunzehnten Jahrhunderts) auf das Publikum des letzten Ranges im Theater, auf die armen Schlucker, die Studenten, die Dienstmädchen, die Lehrlinge, die Ladengehilfen, die sich (…) nur die Stehplätze dort droben leisten konnten, allesamt passionierte Theater-Schwärmer (…) Dem Film von Marcel Carné, 1945 in zwei Pariser Kinos uraufgeführt, ging ein legendärer Ruf voraus (…) Die Legende bestätigte sich. Wie alle Welt war der Autor dieser Zeilen hingerissen von der Qualität, der Vitalität, der Virtuosität des Spektakels aus der Pariser Theater- und Halbwelt, von dem bunten, ja phantastischen Treiben am ‚Boulevard du Temple‘, den man damals (…) ‚Boulevard du Crime‘ genannt hat. Der junge deutsche Zuschauer in der Trümmerlandschaft (der Nachkriegszeit) war (…) vor allem fasziniert von der hohen Kunst der Akteure, zumal von der melancholischen Komik des Mimen Baptiste (Jean-Louis Barrault) (…) Die konzentrierteste Aufmerksamkeit richtete sich freilich auf Arletty, die schöne Garance (…) Sie wurde seine unsterbliche Kinoliebe, niemals aus der Erinnerung gelöscht. Klaus Harpprecht (2011)