Gerne wird Karl Kraus selbst zitiert, daß sein Weltkriegsdrama Die letzten Tage der Menschheit für die Bühnen dieser Welt ungeeignet sei, weil es in Umfang und Anspruch eher für ein »Marstheater« gedacht sei und die Fassungskraft normaler Theaterzuschauer überfordern würde. Kein Zweifel kann daran bestehen, daß dieses Stück, das ungekürzt eine Aufführungsdauer von rund 30 Stunden haben würde, ein Solitär geblieben ist. Dennoch hat Kraus selbst zu einem späteren Zeitpunkt eine Bühnenfassung hergestellt (die allerdings zu seinen Lebzeiten nicht aufgeführt wurde), und seit Hans Hollmanns epochemachender Baseler Inszenierung von 1974 (variiert wiederholt in Wien 1980) ist das Argument von der Unspielbarkeit des Stückes widerlegt. In diesem »Jubiläums«-Jahr 2014 ist es bereits in Dresden, Wien und bei den Salzburger Festspielen aufgeführt worden. Die Münchner Theater beteiligen sich an diesen Bemühungen nicht. Unsere Akademie möchte hier einen gewissen Ausgleich schaffen. Der Vortrag wird sich nicht nur mit diesem inkommensurablen Stück beschäftigen, sondern mit Kraus’ Haltung zum Ersten Weltkrieg insgesamt und diese mit Filmausschnitten illustrieren. Jens Malte Fischer