Filmvorführung:
The Big Parade
Regie: King Vidor, USA 1925, s/w, 141 Min., Stummfilm mit engl. Zwischentiteln
Filmausschnitt:
Shoulder Arms
Regie: Charles Chaplin, USA 1918, s/w, Stummfilm mit engl. Zwischentiteln
Edgar Reitz und Thomas Koebner im Gespräch mit Hans Richard Brittnacher
Eine Ästhetik des Schreckens:
Der Krieg und seine Bilder
Der Erste Weltkrieg ist immer wieder als „Urkatastrophe“ des 20. Jahrhundert bezeichnet worden – im Schlamm der Schützengräben ging eine ganze Welt buchstäblich zugrunde: Kavallerieoffiziere, die mit weißen Handschuhen auf nervösen Vollblütern in die Schlacht ritten, wurden von Granaten und Bomben zerfetzt. Die umfassende Traumatisierung, als die der Krieg nach anfänglicher Euphorie erlebt wurde, schlug sich nieder in einer neuen Ästhetik, die das Grauen des Kriegserlebnisses zu fassen versuchte: Deformierte, zerschnittene, verstümmelte und verkrüppelte Körper als Thema einerseits, eine Bilderwelt, die mit Schnitten, Verzerrungen und Zerstörungen das Kriegserlebnis wiedergibt andererseits, und eine Sprache, die sich angesichts des Äußersten ins Stammeln, ins Verstummen und in das Inventar apokalyptischer Formeln rettet. Der Vortrag liefert eine Bestandsaufnahme dieser Kriseninterventionen. H. R. B.
Hans Richard Brittnacher lehrt am Institut für Deutsche Philologie der Freien Universität Berlin. Forschungsschwerpunkte: Literatur- und Kulturgeschichte um 1900; Phantastische Literatur; Imagologie des Fremden.