Luigi Nono verwendet in seinem Stück für Tonband und Gesangsstimme La fabbrica illuminata aus dem Jahre 1964 unterschiedliche Materialien, die er zusammen mit Mario Zuccheri im Turiner Studio für elektronische Musik verarbeitete: Gespräche mit Arbeitern über die »Arbeitssituation, die physische Belastung, die ideologischen Konsequenzen, Klassenkampf« (L. Nono), Fabrikgeräusche der großen Eisenhütte Italsider in Genua, vom Chor der RAI und der Mezzosopranistin Carla Henius vorproduzierte Sprech- und Gesangspartien sowie elektronisch hergestellte Geräusche. Das Textmaterial stellte Giuliano Scabia zusammen unter Verwendung eines Gedichtes von Cesare Pavese (gedacht war ursprünglich an ein Fragment »eines neuen Theaterwerkes« (L.Nono) – nach Intolleranza 1960).
La fabbrica illuminata ist eines der bedeutendsten Werke politischer Musik und forderte schon seinerzeit durch seine entschiedene Parteinahme sowohl gesellschaftlichen als auch ästhetischen Widerspruch heraus. Wenn Nono Ende der siebziger Jahre davon sprach, »heute nicht mehr so komponieren [zu können] wie in den sechziger Jahren, die an politischen Kämpfen so reich gewesen seien«, so stellt sich die Frage, wie dieses Stück heute gehört werden kann, welches Erlebnis und welche Erfahrungen es heute vermittelt, welche Koordinaten unser hörendes Ausmessen wahrnimmt. Klaus Zehelein
Klaus Zehelein
Musik in der Entscheidung
Vortrag mit Klangbeispielen
Luigi Nono (1924–1990)
La fabbrica illuminata für Sopran und Zuspielband (1964)
1. Coro iniziale
2. Giro del letto
3. Tutta la città
4. Finale
Salome Kammer, Sopran