Der Briefwechsel Cosima Wagner und Richard Strauss ist das Protokoll eines Aufbruchs. Die alternde Cosima, »Herrin des Hügels«, nimmt den sehr jungen Strauss an die Hand, mit untrüglichem Instinkt für das erwachende Genie, um ihn im Dienst an »dem Geist, der uns Deutsche groß gemacht hat, damit er heilig gehalten wird«, im Schatten des Bayreuther Grals aufzubauen. Von dieser Hand wird er sich dann losreißen, nicht aber vom Sendungsgedanken des »Meisters«, Richard Wagner. Diesen Gedanken wird Strauss im neuen Jahrhundert mit seinen problematischen Geisteskräften: Nationalismus und Innerlichkeit, deutsches Lebensgefühl bis hin zum Umschlag zum Chauvinismus, unbedingt weiter verteidigen. Er sah sich selbst als letzten in der Reihe Bach – Beethoven – Wagner und zugleich als deren Erben. »Es ist ein schlimmer Zwiespalt, von der Überflüssigkeit der heutigen Theater ganz durchdrungen zu sein und doch sich sagen zu müssen, daß ein mutvolles Ausharren selbst auf verlorenem Posten, der Sache immer noch dienlicher ist als die Flinte ganz ins Korn zu werfen.«
In den späteren Jahren seines Lebens geschieht dies allerdings um den Preis, in den finstersten Dunstkreis der Macht und deren Apologeten zu gelangen und dort zu verharren, bis er den NS-Machthabern schließlich unbequem wurde.
Gleichsam sein eigenes Lebensmotiv thematisierend nannte Richard Strauss eines seiner letzten Werke: Metamorphosen.1946, drei Jahre vor seinem Tod, wurde es in Zürich uraufgeführt. J. D.
Jovita Dermota, ausgebildet als Schauspielerin am Max Reinhardt Seminar in Wien, lebt und arbeitet in München. Neben ihren Engagements an den Kammerspielen und am Residenztheater entwickelte sie Soloproduktionen zu Persönlichkeiten wie Clara Schumann, Ingeborg Bachmann, Djuna Barnes, Franz Kafka, Ernst Krenek oder Virginia Woolf.