Was ist noch schön an den Künsten?
Eine Vortragsreihe mit Gottfried Boehm, Karl-Heinz Bohrer, Hans Ulrich Gumbrecht, Peter von Matt, Christoph Menke, Wolfgang Rihm und Martin Seel.
Die Geisteswissenschaften bilden sich etwas darauf ein, daß sie den Begriff des Schönen aus ihren aktuellen Diskursen ausschließen. Sie glauben, damit etwas gegen die Verlogenheit in der Welt zu tun. Dabei ist die Erfahrung, daß etwas schön ist, ein anthropologisches Urereignis. Daran ändert sich nichts, wenn Kritiker und Professoren das Wort schön für kontaminiert erklären und dies als ihre moralische Leistung betrachten. Das Schöne als akute Erfahrung hat den Charakter eines Schocks. Dieser liegt allen Theorien voraus. Die Künste sind in ihrem Ursprung damit verbunden. Deshalb haben die großen Dichter immer gewußt, daß die Schönheit gefährlich ist. Sie kann mit Tod und Verderben verbunden sein, mit Entsetzen und Ekstase. Hinter der Abwertung des Begriffs steckt also intellektuelle Feigheit. Wir müssen wieder lernen, wie wir uns dem Ereignis des Schönen in den Künsten stellen. Das Gespräch über Gedichte ist ein Versuch dazu. P. v. M.
Peter von Matt, geboren 1937 in Luzern, aufgewachsen in Stans/Nidwalden, studierte Germanistik, Anglistik und Kunstgeschichte in Zürich und promovierte bei Emil Staiger über Grillparzer, 1970 Habilitation über E.T.A. Hoffmann. Von 1976-2002 Professor für Neuere deutsche Literatur an der Universität Zürich. 1980 Gastprofessor an der Stanford University, California, und 1992/93 Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Er wurde mit zahlreichen Preisen und Auszeichnungen geehrt, zuletzt 2012 mit dem Schweizer Buchpreis. Peter von Matt lebt in Zürich.