Was ist noch schön an den Künsten?
Eine Vortragsreihe mit Gottfried Boehm, Karl-Heinz Bohrer, Hans Ulrich Gumbrecht, Peter von Matt, Christoph Menke, Wolfgang Rihm und Martin Seel.
Es gibt keinen Mangel an einschlägigen Symptomen, man konstatiert, daß sich die dominante Modalität ästhetischer Erfahrung vom Pol des »Erhabenen« zum Pol des »Schönen« zurückbewegt habe; seit der Mitte der siebziger Jahre ist die Schwelle zwischen »populärer« und »hoher« Kunst zunehmend relativiert worden. Explizit und positiv gewendet: ästhetische Erfahrung hat unseren Alltag in all seinen Dimensionen und ihren Verästelungen durchdrungen. Selbst die gutgemeinten Provokations-Absichten des »Regie-Theaters« werden schnell zu allerseits geschätzten pädagogischen Handreichungen – und ohnehin haben das Schöne und die Modalitäten ästhetischer Erfahrung ihren Status der »Autonomie« verloren. Wir Älteren (und sind es nur wir Älteren?) warten heute, angesichts des sozialen Triumphs des Schönen, ungeduldig und melancholisch auf einen großen ästhetischen Moment, auf ein Ereignis, dessen Form wir noch nicht ahnen. Kann dieses »ästhetische Ereignis« etwas anderes sein als eine finale Katastrophe? H. U. G.
Hans Ulrich Gumbrecht ist »Albert Guerard Professor in Literature« an der Stanford University. Er studierte Romanistik, Germanistik, Philosophie und Soziologie. Vor seinem Wechsel in die Vereinigten Staaten lehrte er an den Universitäten Bochum und Siegen. Neun Universitäten haben ihm die Ehrendoktor-Würde verliehen. Zu seinen Arbeitsgebieten gehören die Literatur und Philosophie des Mittelalters, des 18. und des frühen 20. Jahrhunderts, neben Phänomenen der gegenwärtigen Alltags-Ästhetik. Über Periodika wie die »Frankfurter Allgemeine Zeitung« oder den Estado de São Paulo« erreicht Gumbrecht ein außerakademisches Publikum mit Themen geisteswissenschaftlicher Arbeit.