Das doppelte Lottchen, D 1950, 99 Min., sw
Zwei zehnjährige Zwillingstöchter vereinen wieder ihre geschiedenen Eltern. Ein 1950 uraufgeführter Film, in dem kein Wort über den Krieg fällt – und dennoch, zwischen den Zeilen und Bildern, ist der Krieg ständig gemeint, weil es um zerbrochene Familien geht. Das doppelte Lottchen ist eine tröstliche Verwechslungs-Komödie, weil die Kinder mit ihrem Mut erreichen, was den Erwachsenen misslungen ist: das gute Ende.
Das doppelte Lottchen wurde 1951 mit dem zum ersten Mal verliehenen Deutschen Filmpreis ausgezeichnet – für den besten Film, die beste Regie und das beste Drehbuch. Das Drehbuch stammt von Erich Kästner, der selbst als Erzähler die Handlung kommentiert. Regie führte Josef von Báky, ein 1902 geborener Ungar, der nach Kästners Script bereits den Ufa-Jubiläumsfilm Münchhausen (1943) gedreht hatte. Báky und Kästner waren keine Nazis: Kästner hatte Schreibverbot (er verfasste das Drehbuch zu Münchhausen unter dem Pseudonym Berthold Bürger). Báky erhielt ohne Umschweife die Erlaubnis der Alliierten nach 1945, für den Film zu arbeiten. Er drehte die erste Produktion, die in West-Berlin entstanden ist Und über uns der Himmel (1947): über eine schwierige und doch schließlich geglückte Heimkehr in die Ruinenstadt Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg. Wenige Jahre später vertraute Fritz Kortner, ein den Deutschen gegenüber äußerst kritischer Emigrant aus dem Dritten Reich, Báky die Regie bei dem Film Der Ruf (1949) an: Kortners Geschichte über eine missglückte Heimkehr aus dem Exil.
Báky konzentrierte sich in den fünfziger Jahren auf gesellschaftskritische »Problemfilme« und romantische Melodramen. Er verhalf unter anderem der jungen Sabine Sinjen mit dem auch nach heutigen Begriffen risikofreudigen Liebesfilm Stefanie (1958) zum Durchbruch. Báky starb nach einer schweren, über Jahre sich hinziehenden Krankheit am 28.7.1966. Dies ist fünfzig Jahre her. Aus diesem Anlass wird Das doppelte Lottchen vorgeführt.