Welchen Blick haben Autorinnen und Autoren, die südlich und östlich des Mittelmeers aufgewachsen und dann nach Deutschland gekommen sind, auf ihre neue Heimat? Die Frage stellt sich verschärft seit den jüngsten Flüchtlingsbewegungen – umso interessanter ist es, dazu Autoren zu befragen, die schon länger in Deutschland sind und einen doppelten Blick haben, als Einheimische und Zugereiste zugleich. Dies trifft auf Suleman Taufiq aus Syrien und SAID aus Iran zu, die beide seit vielen Jahrzehnten hier leben, die Entwicklungen in diesem Land verfolgt haben und sowohl ihr Hiersein wie ihre Herkunft in ihren Schriften thematisieren. In ihrem Werk zeigt sich die Bereicherung durch einen anderen Blick, der dabei zugleich auf exemplarische Weise reflektiert wird. Die junge tunesische Theaterautorin Meriam Bousselmi kann darüberhinaus von der unmittelbaren Konfrontation von Blicken und Erwartungen berichten, von den Hoffnungen, die Deutschland weckt, den Enttäuschungen, die es bereithält, den Perspektiven, die es vielleicht bieten kann.
Das von Stefan Weidner moderierte Künstlergespräch dreht sich um die Frage, welche Rolle angesichts der Herausforderungen der Gegenwart Autorinnen und Autoren zukommt, die mehr als eine Blickrichtung mitbringen, wie sie Deutschland sehen, wie sie sich hier gesehen fühlen und wie sie Ankommen, Fremdsein und Bleiben für sich und ihr Publikum gestalten und fruchtbar machen.
Stefan Weidner, geboren 1967 in Köln, war fünfzehn Jahre lang Chefredakteur der vier-sprachigen Kulturzeitschrift des Goethe-Instituts für den Dialog mit der islamischen Welt, Fikrun wa fann/Art&Thought. Er lebt heute als freier Autor und Übersetzer in Köln.
Meriam Bousselmi wurde 1983 in Tunis geboren und ist Rechtsanwältin und Autorin, vor allem von Theaterstücken. Sie schreibt auf Arabisch und Französisch. Derzeit lebt sie im Rahmen des DAAD Künstlerprogramms in Berlin.
SAID, geboren 1947 in Teheran kam mit 17 nach München, wo er seither lebt. Er schreibt seine Gedichte und Prosa auf deutsch. Zahlreiche Literaturpreise. Von 2000 bis 2002 war er Präsident des Deutschen PEN-Zentrums.
Suleman Taufiq, geboren 1953 in Beirut, ist deutsch-syrischer Schriftsteller, Übersetzer und Herausgeber und lebt in Aachen. Zuletzt erschien sein Roman Café Dunya. Ein Tag in Damaskus.