2014 malte Gerhard Richter ein vierteiliges Bild, das zunächst ohne Angabe eines Titels als Abstraktes Bild ausgestellt wurde. Das Gemälde wird in seiner Farbigkeit von einem Grau-Schwarz beherrscht, aus dem dunkle Rottöne und ein giftiges Grün durchscheinen. So entsteht ein Farbklang von beeindruckender Schwermut und eine Stimmung, einem Requiem verwandt. Mit einem Buch, das Ende 2015 erschien, in dem 93 Details aus dem Bild gezeigt werden und das vom Künstler konzipiert wurde, hat Gerhard Richter den Titel des Werkes bekanntgegeben: Birkenau. In diesem Bild greift Richter auf vier Fotografien zurück, die 1944 im Konzentrationslager Birkenau von jüdischen Gefangenen aufgenommen worden waren. Diese bilden die erste Schicht der Malerei jeder der Tafeln. Viele überarbeitende Malvorgänge folgten und ersetzten das Abbild durch ein strukturiertes Farbgewebe. Birkenau, mit all seinen begleitenden Überlegungen, soll vornehmlich unter dem Aspekt der malerischen Lösung der selbstgestellten Aufgabe betrachtet werden. H. F.
Helmut Friedel
war von 1990 bis 2013 Direktor der Städtischen Galerie im Lenbachhaus München. Seit 2014 ist er künstlerischer Leiter des Museums Frieder Burda in Baden-Baden.