Karl Bohrmann (1928–1998) war einer der bedeutendsten und produktivsten Zeichner seiner Generation, mit minimalen Mitteln erreichte er ein Höchstmaß an Ausdruck. Unsere Auswahl von Zeichnungen und Collagen ist bisher noch niemals öffentlich gezeigt worden. Sie wurde von der Familie des Künstlers als geschlossener Werkblock aus dessen Nachlass zusammengestellt. Alle Blätter umkreisen in mannigfachen Varianten den Raum als irreale Größe, eine Vorstellung von unfassbarer Räumlichkeit in ihrer kaum auslotbaren Spannung zwischen Horizont und Himmel.
Seit den siebziger Jahren nahm Bohrmanns Interesse am additiven Verfahren der Collage zu, was sein latent vorhandenes Verlangen, die bildenden Kräfte des Materials zu erkunden, in aller Subtilität zur Blüte brachte. Der Gefühls- und Bewegungsraum der hier gezeigten Aphorismen auf Papier ist von großer poetischer Dichte. Figuren, Landschaftsformen und unterschiedlichste Gegenstände oszillieren in einer zuweilen lakonischen Zeichenhaftigkeit. Flugzeuge stürzen neben Hochhäusern brennend herab und suggerieren Dramatisch- Bedrohliches. Andernfalls werden Flugobjekte, Drachen, Fallschirme und Ballons gleichsam zum Schweben gebracht, als schwerelos-flüchtige Erscheinungen eines Kosmos, welcher Erinnerung, Leben und Tod in eins fasst.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Texten von Michael Krüger und Michael Semff im Sieveking-Verlag, München.