Worauf warten eigentlich Menschen, die auf die Zukunft warten? Womit rüsten sich Menschen, die den Herausforderungen der Zukunft begegnen wollen? Was tun Menschen, die die Zukunft nicht versäumen wollen? Welche Haltung nehmen Menschen ein, die bereit sind für die Zukunft? Wovor fürchten sich Menschen, denen die Zukunft nicht geheuer ist? Was erhoffen sich Menschen, die auf die Zukunft setzen? Wir haben, so scheint es, die Zukunft objektiviert, so, als wäre die Zukunft etwas, das kommt, unerbittlich und ohne Nachsicht, und uns bleibt nur, sie, wenn möglich, zu erkennen und uns darauf rechtzeitig einzustellen. Genauer betrachtet erweist sich das Zukunftsdenken der Moderne als eine säkularisierte und entleerte Heilerwartung, vom kommenden Gott ist nur das Kommen geblieben, und dieses kann nun mit Prognosen und Trends, Hoffnungen oder Ängsten, Utopien oder Apokalypsen ausgemalt werden. Besser als auf die Zukunft zu warten, zu hoffen oder sich davor zu ängstigen, wäre es, die Dinge, die man verändern möchte, zu verändern. K. P. L.
Konrad Paul Liessmann ist Professor für Methoden der Vermittlung von Philosophie und Ethik an der Universität Wien und wissenschaftlicher Leiter des renommierten Philosophicum Lech. Die Schwerpunkte seiner Forschung sind Ästhetik, Kulturphilosophie, Gesellschafts- und Bildungstheorie. Zuletzt sind erschienen: Geisterstunde. Die Praxis der Unbildung. Eine Streitschrift (2014); Philosophie der modernen Kunst (2013); Lob der Grenze. Kritik der politischen Unterscheidungskraft (2012); Das Universum der Dinge. Zur Ästhetik des Alltäglichen (2010); Schönheit (2009); Theorie der Unbildung. Die Irrtümer der Wissensgesellschaft (2006).