Der 1936 in der Bukowina geborene Norman Manea wurde 1941 mit seinen Eltern in ein Konzentrationslager in der Ukraine deportiert und kehrte 1945 als »Greis von neun Jahren« nach Rumänien zurück. Obwohl Heinrich Böll schon früh auf den Schriftsteller Manea aufmerksam machte, nahm man ihn hierzulande erst wahr, nachdem er 1981 wegen eines Interviews, in dem er den Nationalismus und neuen Antisemitismus in Rumänien anprangerte, vom Ceausescu-Regime zum »Staatsfeind« erklärt wurde. 1988 emigrierte Manea in die USA, wo er, auch auf Betreiben seiner Freunde Saul Bellow und Philip Roth, zum Professor für Europäische Kulturstudien am berühmten Bard-College berufen wurde.
Zu den Werken dieses Meisters der Ironie und der Selbstironie zählen neben Erzählungen, Romanen und der bewegenden Autobiographie Die Rückkehr des Hooligan vor allem scharfsinnige Essays, die den Widersprüchen eines Lebens zwischen Ost und West, der Frage nach der jüdischen Identität und den Erfahrungen des Exils nachspüren. Wir sind alle im Exil heißt Maneas zuletzt in Deutschland erschienener Essayband, in dem er sich u. a. mit Kafka, Cioran, Celan, Ionesco und dem Thema Sprache und Exil beschäftigt sowie persönliche Erfahrungen in Berlin und USA schildert. P. H.
Norman Manea liest aus Wir sind alle im Exil und aus Die Rückker des Hooligan, seinem Selbstportrait eines Heimatlosen.