Obschon die Entwicklung der Architektur seit je durch Austauschprozesse zwischen unterschiedlichen Regionen und Kulturen geprägt wurde, wird in einer der Nation oder Region verpflichteten Architekturgeschichtsschreibung besonders das Eigene betont. Die Bedeutung fremder Einflüsse für eine lokale Bauweise oder Typologie wird dabei oftmals nicht gebührend berücksichtigt. Nur unter Ausblendung der von außen kommenden Einflüsse ist die Idee von der Architektur einer Nation – etwa als »Schweizer Architektur«, »Indonesische Architektur« oder »Brasilianische Architektur« – aufrechtzuerhalten; auch der so genannte »Internationale Stil«, der von einer globalisierten modernen Architektur ausgegangen war, hat an dieser Fokussierung auf homogene Baukulturen nichts geändert. Ausgehend von Gottfried Sempers »Stoffwechsel«-Prinzip sollen im Vortrag Denkmodelle zur Sprache kommen, mittels derer architektonische Austauschprozesse über regionale und kulturelle Grenzen hinweg (besser) erfasst werden können. S. R.
Sascha Roesler, geb.1971 in Zürich als Sohn eines ostdeutschen Vaters und einer slowenischen Mutter, ist Architekt und seit 2015 Professor für Architekturtheorie an der Accademia di architettura in Mendriso, Schweiz. In seiner Forschung beschäftigt er sich zentral mit Fragen des Kultur- und Technologietransfers in der modernen Architektur.