Die Zukunft des Theaters – Aufbruch, Ausverkauf oder Endspiel? Eine Reihe der Abteilung Darstellende Kunst der Bayerischen Akademie der Schönen Künste nach einem Konzept von Hans-Joachim Ruckhäberle und Dieter Dorn.
Wem gehört das Theater? Den Bürgern der Stadt oder im Falle eines Staatstheaters den Bewohnern des Landes, die es finanzieren, die durch ihre Steuern die Gelder bereitstellen für die Künstler, die Aufführungen, das Haus, die Verwaltung? Damit gehört das Theater natürlich auch den Künstlern, sofern sie ebenfalls in dieser Stadt, diesem Land leben. Wie jedoch sind die »Besitzverhältnisse«, wenn sich ein Theater – dem Trend der Globalisierung folgend – als Mitproduzent internationaler Aufführungen oder Performances betätigt und sein Haus als Zwischenstopp-Hafen international agierender Ensembles versteht? Heute ist oftmals die Rede von der »Entgrenzung der Künste«. Ist sie unabdingbar? Also raus aus dem lokalen Umfeld? Nicht mehr von der kleinen Welt ausgehend in die große vorstoßen, sondern umgekehrt? Ist angesichts der globalisierten Welt der Ort des Entstehens von Kunst allein von ihrer Finanzierung abhängig, inhaltlich also ohne Bedeutung für ihre gesellschaftliche Relevanz? Und wenn ja, warum und mit welchen Konsequenzen fürs Theater?
Entgrenzung der Kunst bedeutet allerdings mehr als lokal ungebunden, als global zu sein. Gemeint ist damit ebenso eine Aufhebung der Demarkationslinie zwischen Kunst und Nicht-Kunst sowie eine Entgrenzung zwischen den Künsten. Vor allem die Bildende Kunst profitiert davon, sich aus ihrer Autonomie zu lösen und anderen Sparten zu öffnen. Das Theater hat da keinen Nachholbedarf, denn es versteht sich, was die einzelnen Künste betrifft, seit jeher als grenzenlos. Dorothea von Hantelmann, Professor of Art and Society am Bard College Berlin, und Kay Voges, Intendant des Schauspiels am Theater Dortmund, suchen mit ihren Arbeiten nach Antworten zu diesen Fragen. S. D.