Kunst selbst ist Besitz und oft ein Indikator von mehr als Kunstbesitz, von Reichtum. Wie stellt man eigentlich diese Objektbeziehung des Besitzens in der Kunst selbst dar? Des Besitzens an sich und des Besitzens von sehr viel? Wir können diese Frage nicht angehen, ohne mindestens zwei historische Bedingungen mit zu berücksichtigen: Reichtum bedeutet(e) Macht, und Reichtum bedeutet(e) einen Widerspruch zu Christus, zur christlichen Religion. Christus wurde in einem Stall geboren und lebte ein Leben als bedürfnisloser Wanderprediger. Die seiner Religion verpflichtete Kunst hat dieses Faktum im Grunde auf Dauer verdrängt, aber sie hat in der Auseinandersetzung mit diesem Widerspruch verschiedene historische Eigentumsbegriffe erprobt.
Wolfgang Kemp lehrt Kunstgeschichte an der Leuphana Universität Lüneburg. Gastprofessuren u. a.: Harvard, UCLA Fellow Wissenschaftskolleg Berlin, Getty Research Center L. A.; Veröffentlichungen u. a. zur Geschichte und Theorie der Fotografie, zur Rezeptionsästhetik und Erzählforschung. 2016 erschienen Der Oligarch und Wir haben ja alle Deutschland nicht gekannt: Das Deutschlandbild der Deutschen in der Zeit der Weimarer Republik.