Adalbert Stifter ist der geheime Klassiker der Moderne. Der so unzeitgemäße Dichter war nach seinem Tod schnell vergessen, doch für die Schriftsteller der Moderne – Nietzsche, Karl Kraus, Walter Benjamin, Peter Handke, Milan Kundera – wurde Stifter ein immer neu gedeutetes Faszinosum. Mitten im biedermeierlichen Wien beginnt er eine Literatur der radikalen Verunsicherung, zeichnet ein verstörendes, ambivalentes Bild der Natur zwischen Idylle und Angst. »Stifter ist einer der merkwürdigsten, hintergründigsten, heimlich kühnsten und wunderlich packendsten Erzähler der Weltliteratur«, schrieb Thomas Mann, als er bei der Arbeit am Doktor Faustus nach Stifters Erzählungen griff.
Wolfgang Matz stellt diesen Adalbert Stifter vor, und in einer ganz persönlichen Auswahl liest er stellvertretend für sein Werk ›schöne Stellen‹, und das heißt: die merkwürdigsten, hintergründigsten, heimlich kühnsten und wunderlich packendsten Augenblicke zwischen Bergkristall und Hagestolz, zwischen dem Epochenroman Der Nachsommer und Aus dem bairischen Walde, mit seinem letzten unendlichen Schneefall.
Wolfgang Matz, 1955 geboren, lebt in München. Zu Stifter veröffentlichte er die Bücher Adalbert Stifter oder Diese fürchterliche Wendung der Dinge. Biographie Ausgabe Göttingen 2016), Gewalt des Gewordenen. Zum Werk Adalbert Stifters (Graz 2005) und1857. Flaubert, Baudelaire, Stifter (Frankfurt 2007). Er ist Herausgeber von Stifters Sämtlichen Erzählungen nach den Erstdrucken (München 2005).