In den 60er Jahren waren die Verhältnisse geklärt: Bewegte Bilder sah man im Kino oder Fernsehen und in Kunstausstellungen gab es Malerei und Plastik. Erstere, die sich unverhohlen illusionistischer Mittel be- dienten, zählten zur populären Massenkunst. Dagegen konnte und wollte die Kunst für den Kunstkenner nicht mit den Mimesismaschinen der Kameras konkurrieren. Inzwischen gibt es aber so gut wie keine Kunstausstellung mehr, in der nicht Monitore, Beamer, Projektionen und dergleichen prominent vertreten sind. Bildende Künstler bedienen sich selbstverständlich der bewegten Bilder und lehnen es ab, auf eine Gattung reduziert zu werden. Die Betrachter müssen nicht nur zwischen dem white cube und der black box wechseln, sie haben sich auf zeitliche Abläufe, Simulationen, Geschichten, Sprache und Musik einzustellen. Die Forderung Lessings, daß jede Kunstgattung sich auf die ihr ureigenen Mittel beschränken solle, gilt als eine Mär vergangener Zeiten. K. S.
Karl Schawelka ist Kunsthistoriker, an der Bauhaus-Universität Weimar hat er das Gebiet Geschichte und Theorie der Kunst vertreten. Zu seinen wissenschaftlichen Schwerpunkten zählen – neben der Kunsttheorie und der Kunst der Gegenwart – auch Farbe und Wahrnehmung.