Am 8. März 1954 hielt Gottfried Benn in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste seinen Vortrag über das »Altern als Problem für Künstler« – für München ein literarisches Ereignis ersten Ranges. Der berühmteste Lyriker der frühen Nachkriegszeit war bereits 1950 zum Mitglied gewählt worden. Mit der Wahl von Wilhelm Lehmann, ebenfalls im Jahre 1950, war der zweite »Ahnherr« zahlreicher namhafter Lyriker der folgenden Jahre in der Akademie vertreten, während das Gründungsmitglied Georg Britting weniger »Schule« machte, aber die ersten anderthalb Jahrzehnte der Institution im Hinblick auf die schöne Kunst der Lyrik wesentlich prägte.
Wenn nicht alle, so doch hervorragende Repräsentanten des Gedichts, das in den fünfziger und Anfang der sechziger Jahre Hochkonjunktur hatte, wurden nach und nach in die Akademie aufgenommen: 1953 Georg von der Vring, 1955 Günter Eich, 1960 Heinz Piontek, 1963 Karl Krolow, 1965 Marie Luise Kaschnitz, 1969 Peter Huchel, 1970 Walter Helmut Fritz, 1983 Cyrus Atabay, 1990 Rainer Malkowski. Nicht der Klang, doch der Widerhall ihrer Stimmen ist nach dem Gesetz, daß die Toten sich den Lebenden immer weiter entfernen, schwächer geworden. Mnemosyne, die Erinnerung, war bei den Griechen die Mutter der Musen. Erinnerung gehört zu den Aufgaben der Akademie. A. v. S.
Albert von Schirnding, der vielen der genannten Autoren noch persönlich begegnet ist, rezitiert und interpretiert Beispiele aus ihrem lyrischen Werk.