Wozu noch Kunst? Lange galt sie als eine Möglichkeit der Reflexion und Kritik, doch damit scheint es (fast) vorbei zu sein. Anders als in der Literatur oder auf dem Theater beherrscht das große Geld weite Teile der künstlerischen Produktion und nicht selten bestimmen einflußreiche Sammler und Kuratoren, was als gute Kunst gilt und also in den Museen zu sehen ist. Der Wert eines Bildes wird nur zu oft über seinen Preis ermittelt und die Frage nach der ästhetischen Qualität verliert an Bedeutung.
Doch nicht allein die ökonomische Zurichtung bedroht die Freiheit der Künstler, auch ein drängendes Verlangen nach Rechtschaffenheit bestimmt neuerdings weite Teile des Diskurses. Auf symbolischem Terrain werden Kämpfe um kulturelle Anerkennung und politische Gerechtigkeit ausgetragen – und manche Künstler nehmen es billigend in Kauf, daß ihre Werke abgehängt oder sogar vernichtet werden, weil sie als unsittlich gelten. Was steckt hinter solchen Attacken? Drohen Ausverkauf und Selbstzensur? H. R.
Hanno Rauterberg, 1967 in Celle geboren, ist stellvertretender Leiter des Feuilletons der ZEIT und schreibt dort vor allem über Kunst, Architektur und Städtebau. Er ist promovierter Kunsthistoriker und Absolvent der Henri-Nannen-Journalistenschule. Seit 2007 Mitglied der Freien Akademie der Künste in Hamburg. Zuletzt erschienen Die Kunst und das gute Leben. Über die Ethik der Ästhetik, sowie Wir sind die Stadt! Urbanes Leben in der Digitalmoderne und Worauf wir bauen – Begegnungen mit Architekten.