Vor hundertdreißig Jahren wurde Toni Stadler in München geboren. Seit 1948 war der Schüler von Hermann Hahn und später langjährige Münchner Akademieprofessor ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, ohne daß es hier bisher eine Einzelausstellung seiner Werke gegeben hätte.
Den äußeren Anlaß für unsere Ausstellung bietet das soeben erschienene Buch Toni Stadler – Leben, Werk, Wirkung, das sich seit dem 1988 erschienenen Werkverzeichnis seines plastischen Œuvres erstmals wieder diesem bedeutenden Künstler widmet. Toni Stadler behauptete in der deutschen Bildhauerei seit den Dreißigerjahren des vergangenen Jahrhunderts fraglos einen obersten Rang. Nur ihm war es gegeben, in seinem Werk eine sehr besondere Vorstellung von Antike mit prägenden französischen Anregungen und einem gleichsam barocken Element zu vereinen. Erotik und Poesie, das Elegische und der arkadische Traum eines Hans von Marées sind die Elemente, die den individuellen Klang der Kunst Toni Stadlers bewirken. Stadlers gelungenste Arbeiten erfüllt eine blühende, von Innen strahlende Form. Seine Vorstellung des Veränderns, welche die modellierten Figuren permanent in die Richtung von Fragment und Torso treibt, seine suchende Naivität prägen die vom Eros gesteuerte Kraft der Metamorphose. M. S.