Im Deutschen gibt es zahllose Sammlungen jüdischer Witze. Eine davon – das Buch von Salcia Landmann – erlangte in den 1960er Jahren Berühmtheit. Im frühen Nachkriegsdeutschland wurde über das Judentum zumeist geschwiegen, und der Humor öffnete einen Weg, das Verdrängte wieder ins Bewußtsein zu schmuggeln. Schmuggelware aber wird getarnt, und der Umlaut im Wort »jüdisch« – dieser deutscheste aller Buchstaben – zeigt die Methode: Der Witz war nur in der Übersetzung zu goutieren, und dabei veränderte er sich.
Der Vortrag wendet sich dem Original zu – nicht dem jüdischen, sondern dem jiddischen Witz. Er macht sich Gedanken über die mameloschen und zeigt, daß das Wort mit »Muttersprache« nur sehr ungenau übersetzt ist.
Jakob Hessing ist Professor Emeritus für Deutsche Literatur an der Hebräischen Universität Jerusalem. Er hat Bücher über Else Lasker-Schüler, Sigmund Freud und Heinrich Heine verfaßt, schreibt im MERKUR und in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.