Der Zeitraum, in dem von 2014 bis 2018 nach hundert Jahren des Ersten Weltkriegs gedacht wurde, geht dem Ende entgegen. Die Akademie erinnert nun an das riesenhafte Literaturwerk, das wie kein anderes die Summe dieses furchtbaren, grotesken, grausamen, den zivilisatorischen Konsens erschütternden Ereignisses zieht: Die letzten Tage der Menschheit von Karl Kraus.
Karl Kraus (1874–1936) hat das Stück als Tragödie in fünf Akten mit Vorspiel und Epilog in den Jahren 1915 bis1922 geschrieben und in seiner Zeitschrift Die Fackel veröffentlicht. Das Stück besteht aus mehr als 200 lose zusammenhängenden Szenen und wurde noch nie komplett aufgeführt. Im Vorwort zur Buchausgabe schrieb Karl Kraus: »Die Aufführung des Dramas, dessen Umfang nach irdischem Zeitmaß etwa zehn Abende umfassen würde, ist einem Marstheater zugedacht. Theatergänger dieser Welt vermöchten ihm nicht standzuhalten«.
Joachim Kalka unternimmt den Versuch, an einem Abend den Hörern durch – gelegentlich kommentierte – Auszüge einen Eindruck von dieser Unternehmung zu vermitteln, die vom Gegenstand und von der Methode her monströs ist: monstrum, im alten Rom ein böses Orakelzeichen.