Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist seit seiner Gründung in den Nachkriegsjahren ein wichtiger Vermittler und Verbündeter von Literatur, Theater und klassischer Musik gewesen. Heute steckt dieser Rundfunk in einer tiefgreifenden Veränderung. Unter dem Schlagwort Trimedialität werden künftig Fernsehen, Hörfunk und Internet nur noch unterschiedliche Ausspielwege für die von einer Redaktion entwickelten Inhalte sein; die Individualität und Vielfalt der drei Medien wird im Wesentlichen aufgegeben, neben das traditionelle Programmschema treten Streaming und Podcasts. So sollen mehr junge Menschen er- reicht und Kosten gespart werden. Ist das ein chancenreicher Aufbruch in die Zukunft oder – speziell im Hörfunk – eine Abkehr vom Bildungsauftrag zugunsten von Abrufzahlen und Vereinfachung? Ist Trimedialität ohne Qualitätsverlust überhaupt machbar? Wo bleibt die Kunst, wenn Beiträge nicht mehr von Spezialisten, sondern von Allround-Journalisten kommen, die Video, Hörfunk und Internet zugleich bedienen sollen? Und haben Redakteure weiter die Mittel und die Unterstützung dafür, eine für die Demokratie höchst relevante Einzigartigkeit des Rundfunks auszuspielen – nämlich die Künste auf hohem Niveau unter ein Publikum zu bringen, das sonst keinen Zugang dazu hat? C. T.
Darüber diskutieren Gert Heidenreich, Schriftsteller, und Sprecher für Rundfunk, Fernsehen und Hörverlage; Anke Mai, Leiterin des Programmbereichs »Kultur« im BR und damit zuständig unter anderem für Kultur aktuell, Hörspiel, Dokumentation und Medienkunst; Albert Ostermaier, Schriftsteller und Reinhard Scolik, BR-Fernsehdirektor und im Sender medienübergreifend für Kultur zuständig. Claudia Tieschky ist Medienredakteurin bei der »Süddeutschen Zeitung«.