Svante Henryson: Spiegel der Abwesenheit
Uraufführung der deutschen Fassung des Liederzyklus nach Texten von Faraj Bayrakdar
Ivonne Fuchs, Mezzosopran,
Anna Christensson, Klavier.
Der syrische Dichter und Journalist Faraj Bayrakdar war Chefredakteur der Zeitschrift »Das Literaturheft«. Wegen regimekritischer Veröffentlichungen wurde er zweimal verhaftet; die Zeitschrift wurde eingestellt. Im Frühjahr 1987 wurde Bayrakdar mit dem Vorwurf der Mitgliedschaft in der Kommunistischen Aktionspartei inhaftiert. Ohne Kontakt zur Außenwelt saß er fast sieben Jahre in Untersuchungshaft und wurde gefoltert. Erst 1993 bekam er einen Prozess vor dem Obersten Gerichtshof für Staatssicherheit, der ihn zu weiteren 15 Jahren Haft verurteilte. Seine auf Zigarettenpapier geschriebenen, aus dem Gefängnis geschmuggelten und in Paris unter dem Titel »Ni vivant ni mort« veröffentlichten Gedichte machten den Internationalen PEN auf ihn aufmerksam, der sich mit einer Kampagne für die Freilassung des Dichters einsetzte. Im Jahr 2000 wurde Faraj Bayrakdar im Rahmen einer Amnestie entlassen. Fünf Jahre später emigrierte er nach Schweden.
© Florian Benfer,
Ivonne Fuchs und Anna Christensson
Nicht nur durch die aktuellen politischen Ereignisse der letzten Jahre und das Engagement in der schwedischen Flüchtlingshilfe ist der musikalische Grenzgänger Svante Henryson auf das Werk von Faraj Bayrakdar aufmerksam geworden. Er vertonte eine Auswahl von 24 Gedichten für die deutsch-schwedische Mezzosopranistin Ivonne Fuchs und ihre Pianistin Anna Christensson.
Lebenspuls – eine Benefizveranstaltung für die Initiative von Sabine und Wilhelm Christoph Warning.
Ein Abend, der nicht nur zum Rezipieren einlädt, sondern um aktives Geben wirbt, sei es durch Spenden oder die Bereitschaft, ein Tutoriat zu übernehmen.
Konzept: Carla Schulz-Hoffmann, Wilhelm C. Warning und Katja Schaefer
© Privat,
Sabine und Wilhelm C. Warning mit ihren Gästen aus Syrien
»Ich hatte ja keine Wahl. Ich habe schlimme Dinge gesehen. Vielleicht werde ich die Bilder eines Tages los. Ich weiß es nicht, aber derzeit gehören sie wohl zu meinem Leben. Gehört Deutschland zu meinem Leben? Auch das weiß ich nicht. Mein großer Traum ist ein kleines Zuhause, eine eigene Familie und ein Beruf, der mir ein normales Leben ermöglicht.«
Sagt Alaa, einer aus der Gruppe jüngerer Männer aus Syrien, die wir seit rund zweieinhalb Jahren begleiten. Es sind Menschen aus unterschiedlichen sozialen Schichten, verschiedener Bildung und Ausbildung, mit je eigenen Interessen, Lebensentwürfen, Vorstellungen, Hoffnungen. Jetzt, nachdem sie sich mit der so anderen Sprache und Kultur, mit den Gepflogenheiten der ihnen meist völlig fremden Gesellschaft etwas vertraut gemacht haben, brauchen sie Tutoren und Tutorinnen, die ihnen auf je unterschiedliche Art – auch finanziell – zur Seite stehen. Je nachdem, was gebraucht wird.
Nizar (31) zum Beispiel hat einen Bachelor in Jura. Der Krieg machte seinen Master-Abschluß unmöglich. Den würde er gerne in Deutschland machen. Möglich wäre es. Aber er bräuchte Hilfe in Rat und Tat. Ehab (Mitte 20), ein begabter Bratschist, könnte an der Hochschule für Musik in München studieren – ohne entsprechende Unterstützung ist das aber unendlich schwer. Mohammad (23) hatte gerade begonnen, Chemie zu studieren, als das Morden in Syrien begann. Er, in einer großen Familie behütet aufgewachsen, wohnt jetzt allein und möchte gerne nach seiner C1 Prüfung in Deutsch wieder studieren. Ahmad (41) lebt mit seiner Frau und sechs Kindern in einem größeren Dorf auf dem Land. Er bräuchte berufliche Perspektiven und tatkräftige Hilfe, damit etwa die Kinder Deutsch lernen können, um eine Chance auf eine Ausbildung zu bekommen.
Die Initiative »Lebenspuls« setzt auf Impulse, die Türen öffnen und durch die Menschen länger begleitet werden – Hilfe, abgestimmt auf ihre individuelle Situation und ihre kulturelle und soziale Prägung. W. C. W.
Weitere Informationen zur Initiative »Lebenspuls«, zum Musikzyklus »Spiegel der Abwesenheit« und Interview mit Faraj Bayrakdar: http://old.badsk.de/_sda/index.html