Herbert Kapfer, geboren 1954 in Ingolstadt, arbeitete seit 1989 als Hörspieldramaturg beim Bayerischen Rundfunk, von 1996 bis 2017 war er dort Leiter der Abteilung Hörspiel und Medienkunst. In seiner 30jährigen Tätigkeit hat sich Herbert Kapfer konsequent für eine Erweiterung gegebener Gestaltungsspielräume des Mediums Hörspiel und für die Erfüllung des öffentlich-rechtlichen Auftrags engagiert. Vor allem ging es ihm darum, den Künstlern einen Ort der Freiheit zur Verfügung zu stellen.
Seinem Engagement sind eine Vielzahl von innovativen Ideen und medienübergreifenden Projekten zu danken: So öffnete er das Hörspiel u. a. für die Popkultur und initiierte das Festival intermedium, das 1999 in Berlin und 2002 in Karlsruhe veranstaltet wurde. Kapfer realisierte Produktionen mit Schriftstellern, Musikern, bildenden Künstlern und Regisseuren, die sich an der Schnittstelle zwischen Performance, Live-Hörspiel und experimenteller Literatur bewegten und alle renommierten Hörspielpreise gewonnen haben. Von 2012 bis 2017 koordinierte er das Radio-/Netzprojekt Die Quellen sprechen. Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945, eine dokumentarische Höredition mit dem Institut für Zeitgeschichte. Herbert Kapfer ist Herausgeber der Werke Richard Huelsenbecks und Mitherausgeber von Briefeditionen, u. a. zu Franz Pfemfert. Er publiziert zu Dada, Literatur-, Zeit- und Mediengeschichte.
Programm des Abends
Jardin Exotique / Song for Europe
von und mit Michaela Melián
Pro Testing
Film von Eva Meyer und Eran Schaerf, 2010, 12 min., engl.
oben: Michaela Melián © T. Meinecke; unten: Eva Meyer und Eran Schaerf: Pro Testing, 2010/201 © E. Schaerf
In ihren Werken, die Installationen, Filme, Fotografien, Zeichnungen, Objekte, Musik und Texte einschließen, stellt Michaela Melián Fragen nach der Historizität von Orten, nach Gedächtnis und Sprache sowie diesen innewohnenden Momenten von (Re)Konstruktion und Projektion. Aus einer Vielzahl kulturgeschichtlicher, popkultureller und gesellschaftspolitischer Referenzen spannt sie ein komplexes Netz an Bedeutungen, Erzählungen und möglichen Leseweisen auf. Für ihre Projekte arbeitet die Künstlerin regelmäßig mit der Redaktion Hörspiel und Medienkunst des Bayerischen Rundfunks zusammen.
Ihre Hörspiele wurden mit vielen Preisen ausgezeichnet, so z. B. Memory Loops, 2010 mit dem Preis Hörspiel des Jahres und 2012 mit dem Grimme Online Award Spezial.
Eva Meyer & Eran Schaerf arbeiten seit 1997 zusammen an Installationen, Filmen, Hörspielen, die sich an der Schnittstelle von Massenmedien, Sprache und unserer gebauten Umwelt bewegen. In ihren Büchern entwickelt Eva Meyer ein kinematografisches Denken, während Eran Schaerfs transdisziplinäre Praxis Architekturen der Erzählung fokussiert.
Der Film »Pro Testing« hat die Aufführung einer Demonstration zum Inhalt: Marcel Broodthaers’ Un voyage en mer du Nord (Reise in die Nordsee) verlängert sich über das Mittelmeer und ein Dorf auf der Westbank, um auf einem städtischen Platz zu enden und neu anzufangen.