Der Rainer-Malkowski-Preis ist dem 1932 geborenen Ror Wolf zuerkannt worden, dessen Gedichte, Hörspiele, Prosaminiaturen, para-enzyklopädische Spiele und Collagen ein singuläres Werk ergeben, das eine späte Parallelaktion zum Surrealismus darstellt, aber ganz und gar eigenen Charakter hat. In seiner Laudatio ergreift Joachim Kalka die Hand von Wolfs emblematischem Abenteurer Hans Waldmann und liest ihr die Temperatur ab: »Hier an diesem Abend steht Hans Waldmann / Seine große Hand fühlt sich ganz kalt an.«
Die in Vancouver und in der Uckermark lebende Dichterin und Übersetzerin Sylvia Geist hat unter anderem John Ashbery aus dem Englischen übersetzt und 2018 mit Fremde Felle ihren fünften eigenen Gedichtband vorgelegt. Manche ihrer Gedichte kommen aus einer naturwissenschaftlichen Versuchsanordnung, andere aus dem Erleben der Kindheit. Diesen Ursprüngen entspringt eine reflektierende, sehr gegenwärtige Poesie, die sich nicht in abstrakten Formeln bewegt. Sie ist vielmehr warm, musikalisch und erschafft belebte Szenen und Landschaften, in denen das Wunderbare, Phantastische, auch Bizarre aufscheint.
Der Rainer-Malkowski-Preis ist einer der höchstdotierten deutschen Literaturpreise. Er verdankt sich der 2005 gegründeten Stiftung zur Förderung deutschsprachiger Literatur und entspricht damit dem Wunsch des 2003 verstorbenen Lyrikers Rainer Malkowski.