Die Menschen der iberischen Halbinsel mußten im 20. Jahrhundert Jahrzehnte dauernde Diktaturen ertragen: diejenige Salazars (1928-1968) und die Francos (1939-1975). Für die Stabilität nicht nur dieser sehr unterschiedlichen Diktaturen hatten Städtebau und Architektur eine große Bedeutung – als eigentlicher Bauprozeß, aber auch als Medium der Propaganda. Eine der bedeutendsten Propaganda-Ausstellungen in Europa während der Zeit des Zweiten Weltkriegs war die »Ausstellung der Portugiesischen Welt« (1940) in Lissabon. Nur ein Jahr später präsentierte sich Hitlers Deutsches Reich mit der Ausstellung »Neue Deutsche Baukunst« ebenfalls in Lissabon – eine Art Kulturinvasion. Die deutsche Ausstellung wurde ein Jahr später auch in Madrid gezeigt, gleichzeitig mit der ersten eigenen Propaganda-Ausstellung zum spanischen Städtebau seitens der Franco-Diktatur. Dieses Ausstellungsquartett wird – zusammen mit Fragen der Erinnerungskultur – im Zentrum des Vortrags stehen.
Harald Bodenschatz ist Stadtplaner und Soziologe sowie Prof. a. D. für Architektursoziologie an der TU Berlin. »Städtebau und Diktatur« (in der Sowjetunion, in Italien, Portugal, Spanien und Deutschland) zählt zu seinen Forschungsschwerpunkten.