Noch vor Warten auf Godot mit seinen seltsamen Vögeln Wladimir und Estragon, diesen Landstreichern, die auf einen ominösen Herrn Godot warten, der sich nicht blicken läßt (und womöglich gar nicht existiert), schrieb Samuel Beckett nach dem Krieg 1946 den Roman Mercier und Camier – der allerdings erst 1970 publiziert wurde (dt. von Elmar Tophoven 1972). Es war Becketts erstes Buch in französischer Sprache und in vielerlei Hinsicht eine Vorstufe zum Godot. Auch in diesem Roman geht es um zwei Clochards, die sich auf eine Reise machen und eigentlich nirgends ankommen, ein Paar wie Flauberts Bouvard und Pécuchet, nur viel heruntergekommener. Sie führen ein aussichtsloses Leben, sind aber, wie so oft bei dem irischen Autor, so in ihre Aussichtslosigkeit vernarrt, daß es sehr komisch wirkt.
© Isolde Ohlbaum,
Michael Krüger
Michael Krüger, noch ein halbes Jahr Präsident der Akademie, hat die Reihe Literatur am Montag mit einer Lesung von Wolfgang Koeppens Jugend eröffnet. Mit Mercier und Camier will er wieder an einen großartigen Text erinnern, der zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist. M. K.