Bereits zu Rang und Ruhm gelangt, erinnerte sich der Dichter Bo Juyi im Jahre 810 überschwänglich an den Anfang seiner Karriere:
»Beste Freunde, unzertrennlich,
verbrachten wir die jungen Jahre.
Sorglos, verrückt und völlig überdreht:
kleine Beamte zwar, doch in den
Mußestunden gänzlich unverkrampft.«
»Gänzlich unverkrampft« ist auch die Art, in der Bo Juyi seine Rückschau übermittelte: frei vom Pathos der Seelenverwandtschaft und des intellektuellen Gleichklangs. Zwar waren auch manche der Gedichte, die er in den letzten Lebensjahren schrieb, ›überdreht‹, doch überwog zunehmend die Melancholie:
»Beneide nicht die Alten!
Unter treuen Freunden
haben die, die länger leben,
den größeren Kummer.«
Neben Bo Juyi (772–846) kommt – neu übersetzt, aber noch nicht veröffentlicht – eine ganze Reihe weiterer namhafter Dichter zu Wort: darunter Tao Yuanming (365–472), Wang Wei (701–761), Li Bo (701–762) und Du Fu (712–770). Vorangestellt werden einige Gedanken zur Bedeutung von Freundschaft und Poesie im alten China. T.O. H.
Der Sinologe Thomas O. Höllmann ist Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
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