Wir haben die Kunst, damit wir nicht an der Wahrheit zugrunde gehen:
Nietzsches Aphorismus (aus einem umfangreichen und nach wie vor bedeutendem Konvolut über Kunst) wird immer wieder gerne zitiert, wenn es darum geht, die Ansprüche der Kunst durchzusetzen. Deshalb ist die an Kultur interessierte Öffentlichkeit stolz auf ihre Opern, Theater, Museen, Kunstvereine, Konzerthallen und Literaturhäuser in allen größeren Städten und unzähligen Festivals in allen mittleren und kleineren. Man muß die Augen fest verschließen, um der Kunst aus dem Wege zu gehen.
Andererseits wird die Frage nach der Bedeutung und dem Wert von Kunst immer lauter. Millionen ehemalige Leser haben sich in den letzten Jahren geweigert, ein Buch in die Hand zu nehmen; der Film (als Kunst) würde ohne umfangreiche Subventionen nicht mehr existieren; und man reibt sich die Augen, daß einer hundert Millionen Dollar locker hat, um sich ein Swimmingpool-Bild von David Hockney in den Swimmingpool zu hängen; andererseits fehlen ein paar Tausend Euro, um ein hochkomplexes Musikstück ein zweites Mal aufführen zu können.
Wir glauben, daß es notwendig ist, in bestimmten Abständen über den Wert und die Bedeutung von Kunst nachzudenken. Hält sie ein ästhetisches Bedürfnis am Leben, gibt es nach wie vor eine Sehnsucht nach Schönheit, ist es ihr vollkommen gleichgültig, was die Öffentlichkeit über sie denkt?
Wie sieht die Wahrheit aus, gegen die wir uns mit der Kunst zur Wehr setzen sollen? Und gibt es, nach Jahren der »Undurchschaubarkeit« des ästhetischen Urteils, wieder Kriterien, mit denen wir der Kunst zu Leibe rücken können? Michael Krüger
Zur Diskussion dieser und anderer Fragen haben wir im ersten Halbjahr 2019 eine Reihe von neun Vorträgen geplant. Dazu sind folgende ReferentInnen eingeladen:
Thomas Bauer
Karl Heinz Bohrer
Anne-Marie Bonnet
Stefan Hunstein
Christian Metz
Max Nyffeler
Günter Rohrbach
Martin Seel
Karlheinz Stierle
Simon Strauß
Daniela Strigl